Zur Pflege der Pfälzer Geselligkeit

Der „Verein der Rheinpfälzer“ in München wurde 1895 gegründet. Der Verein ist damit viel älter als die meisten landsmannschaftlichen Zusammenschlüsse in München.

München war Ende des 19. Jahrhunderts eine weltoffene Stadt, vor allem für Zugezogene aus den anderen bayerischen Regierungsbezirken, besonders aus der Rheinpfalz, schließlich gehörte sie seit 1816 zu Bayern. Bei der Gründung des Vereins waren die ersten drei Könige aus der pfälzischen Linie der Wittelsbacher - Max I. Joseph, sein Sohn Ludwig I. und dessen Sohn Max II., die alle eine enge Beziehung zur Pfalz hatten, längst tot. Es herrschte nach dem Märchenkönig Ludwig II., der für die Pfalz wenig übrig hatte, nun seit 1886 der leutselige Prinzregent Luitpold, der auch die Rheinpfalz sehr liebte. Aber die Gunst des Herrschers reichte den Pfälzern in München zum Wohlbefinden nicht.

Etwas fehlte den heiteren, geselligen Pfälzern: der regelmäßige Kontakt zu anderem Pfälzern in München und der Kontakt zur Heimat. Es gab damals noch keine Pfälzer Residenz Weinstube, in der man leicht Pfälzer Landsleute treffen konnte, und 1893 gerade mal 145 Telefonanschlüsse in München. Zum Austausch über die Heimat und zur Pflege Pfälzer Geselligkeit wurde daher im Februar 1895 der „Verein der Rheinpfälzer“ gegründet.

München zählte damals 400 000 Einwohner, die städtische Arbeitsvermittlung wurde gerade eröffnet, der Wittelsbacher Brunnen errichtet, im Nationaltheater die „Fledermaus“ aufgeführt und Wassily Kandinsky ließ sich hier nieder.

Seit 1895 hat sich viel geändert. Vor allem: die Pfalz gehört seit 1945 nicht mehr zu Bayern, und seither ziehen auch weniger Pfälzer hierher. Deshalb hat sich der „Verein der Rheinpfälzer“ seither verändert. In den ersten Jahrzehnten nach der Entstehung waren die Mitglieder altersmäßig gemischter als heute. Damals war auch das landsmannschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl größer als heute.

Seit einigen Jahren nimmt der Verein auch Nichtpfälzer auf, wenn sie Freunde der Pfalz sind. Die Ziele des Vereins sind jedoch dieselben geblieben. Schließlich heißt es in der Satzung: „In Bayern sollen Lebensart, Kultur und Geschichte der Pfalz sowohl für Pfälzer wie für Freunde der Pfalz wach und erlebbar bleiben“.

Heute hat der Verein 160 Mitglieder. Man trifft sich nicht nur zweimal im Monat in der Pfälzer Residenz Weinstube, sondern auch bei Pfälzer Weinfesten in München. Jedes Jahr finden eine gemeinsame Pfalzreise und insgesamt 70 Veranstaltungen statt, darunter Vorträge, gemeinsame Wanderungen, Besuche von Ausstellungen, und Museen, sowie Stadtspaziergänge zur Architektur und Geschichte Münchens.

OW 2013